Dr. med. W. Bittscheidt: Vor ziemlich genau 15
Jahren - als Patient. Ich hatte eine chronische Infektionskrankheit, an
der
sich die Schulmedizin vergeblich versucht hatte. Ohne zu wissen, was ein
Heiler
überhaupt macht, suchte ich ihn auf - aus reiner Verzweiflung sozusagen.
Und er
konnte mir tatsächlich ganz durchgreifend helfen.
Dr. med. W. Bittscheidt: Erstaunt und fasziniert
zugleich. Was wirkte da.... Magie? Gebet? Übernatürliche Kräfte des
Heilers?
Jedenfalls spürte ich einen Zipfel in meinem Leben sich zeigen aus einer
unsichtbaren Welt, zu filigran, zu fein um für unsere westliche Medizin
einsichtig oder gar berührbar zu sein. Dieser Hauch aus jener anderen
Welt hat
mich nie mehr losgelassen.
Wenn Sie jemals in Ihrem Leben das fahle Licht unter der
Mitternachtssonne im
hohen Norden gesehen haben, das lässt Sie dann auch nicht mehr los. Und
es war
dieser Impuls, diese stille Sehnsucht, die mich später zusätzlich zu
meinem
Arztberuf zum Heiler werden ließ.
Dr. med. W. Bittscheidt: „Geistheiler“ ist als Begriff die Irreführung an sich!!! Es klingt nach Verstorbenen und Magie. Und in der Öffentlichkeit werden mit dieser Bezeichnung alle Vorurteile wachgehalten, die man ohnehin oft noch gegen das "Geistheilen" hat. Und Mediziner sehen sich in allem bestätigt, was mir einmal ein Funktionär der Deutschen Ärztekammer zum Thema Heilen sagte: "Heilen, das ist doch irgendwas zwischen Schamanismus und katholisch". Als alternativen Begriff also biete ich an: Heiler, energetischer Heiler, spiritueller Heiler, Heiler mit den Möglichkeiten des Bewusstseins.
Dr. med. W. Bittscheidt: Ich versuchte meine ersten Schritte als Heiler zu integrieren, indem ich in meiner tagsüber vollen Facharztpraxis in den Abendstunden von 19 bis 21 Uhr einzelnen Patienten die Hände auflegte, am liebsten heimlich. Aber dann fragte ich mich: Was machst Du eigentlich hier? Spielst Du heimlich Theater? Wenn Du glaubst, es ist Deine Aufgabe, dann mach's richtig. Dann steh dazu und heile die Menschen, und zwar als Arzt und als Heiler. Integrieren als sanfter Übergang ging für mich nicht. Manche Heiler-Kollegen berichten von solchen „sanften Übergängen“, aber mein Weg war es nicht. Ich hab ganz neu anfangen müssen. Irgendwie hat sich dabei eins aus dem anderen ergeben. So, wie sich der Übergang darstellte, hätte ich ihn selbst nicht geplant und nicht planen können. Er war viel zu untypisch und unkonventionell für ein eigentlich etabliertes Leben, und ich musste mächtig „unten durch“.
Dr. med. W. Bittscheidt: In den ersten 14 Tagen lag ich auf der Intensivstation und war immer wieder bewusstlos, gerade in der ersten Woche, oder ich habe sehr tief geschlafen. Die subtilen Schwingungen einer anwesenden Heilerin wahrzunehmen, dafür hatte ich keine einzige Zelle meines Inneren frei. Aber ich bin sicher, alles von dem, was sie gedacht, gefühlt oder gebetet hat, war nicht umsonst, alles hat geholfen, meine Selbstheilungskräfte zu neuem Leben zu erwecken. Der Weg durch diese Zeit beanspruchte trotz der absolut perfekten schul- bzw. intensivmedizinischen Betreuung so unendlich viel Kraft, dass ich es ohne den ständigen Kontakt zu den geistigen Kraftquellen nicht geschafft hätte.
Dr. med. W. Bittscheidt: Das Ego vermag nicht zu heilen. Egostrukturen sind philosophisch und theologisch und nach bester esoterischer Lehre reine Illusion. Betreten wir einen höheren Bewusstseinsraum, was idealerweise beim Heilen geschieht, lösen sich die Egostrukturen auf oder werden zumindest durchschaubar. Bestenfalls vermögen sie Impulse zu geben, aber Heilung geschieht in einer anderen Dimension.
Heilung geschieht in den tiefsten Schichten unseres Selbst, in denen wir das Geistige berühren, in denen unser Bewusstsein auf Impulse aus einem viel höheren Bewusstsein zurückgreift, ich möchte sagen auf Impulse aus dem Bereich des Göttlichen. Naturwissenschaftler haben nachgewiesen, in welchen Schichten unseres Bewusstseins und unserer höchsten Emotionen schöpferische und damit auch heilende Kräfte entstehen, und wie so oft decken sich ihre Feststellungen mit dem, was die Mystiker die Menschheit seit einigen tausend Jahren lehren.
Tatsächlich steuern Sie mit dieser Frage auf eines der größten Geheimnisse des Heilens zu, nämlich auf den Bereich, in dem sich tiefe Spiritualität und neueste Naturwissenschaft berühren und einander erklären und vollenden.
Wenn wir Heilung erfahren, dann werden wir von Kräften außerhalb der greifbaren Wirklichkeit berührt. Viele Menschen weinen, wenn sie diese Kräfte spüren. Sie treffen uns oft in der Mitte unserer menschlichen Existenz, oft nicht einmal im Bereich unserer körperlichen Symptome. Wir werden im Innersten berührt und verwandelt, und von da öffnet sich dann häufig der Weg in den körperlichen Bereich der Krankheit.
Dr. med. W. Bittscheidt: Ich glaube, das ist die Frage schlechthin für unser persönliches Leben in der heutigen Zeit und in unseren westlichen Gesellschaften.
Lassen Sie uns erst kurz erwägen, was wir für die Reise zu unserem tiefen innersten Wesen nicht brauchen. Bedürfnisbefriedigung, Reizüberflutung, Stillung unserer Begierden, totaler beruflicher oder persönlicher Wettbewerb, Oberflächlickeit als Lebensprinzip und ständiger Lärm, all dies wird uns mit Sicherheit von unserem tiefen Inneren abschneiden. Übrigens hängen diese Begriffe recht unmittelbar mit unseren Egostrukturen zusammen, siehe oben.
Der Weg in die Innerlichkeit scheint nicht unbedingt attraktiv auf den ersten Blick. Es ist ein Weg in die Stille, ein Weg der Meditation, in gewisser Hinsicht der äußerlichen Selbstbeschränkung, ein Weg des Dienens und ein Weg, der nicht ausschließlich nach den eigenen Bedürfnissen, sondern nach denen unserer Mitmenschen fragt. Es ist ein innerlicher Weg, der über das Niedere demütig erhaben ist, ein Weg zu kostenlosen Kostbarkeiten, und je weiter ich ihn gehe, umso klarer und erfüllender wird er. Ob er uns schließlich den Weg zu dem „Heiler in uns“ öffnet, das wird sich für jeden einzeln entscheiden. Aber einen anderen Weg dahin als über unsere innersten Schichten gibt es einfach nicht.
Dr. med. W. Bittscheidt: Das hat sich in den letzten Jahren wesentlich geändert. Früher wurde mit sehr viel Skepsis gefragt, und die häufigste Frage lautete: „Kann denn sowas überhaupt helfen?“ Aber Geistiges Heilen ist viel mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt, wird immer mehr ernsthaft diskutiert und auch immer mehr in Anspruch genommen, und die häufigste Frage, die uns heute gestellt wird, lautet ganz einfach „Können Sie mir helfen?“. Und viele Menschen beantworten diese Frage gleich selbst: „Ich wusste immer, dass mir nichts anderes mehr helfen würde.“
Dr. med. W. Bittscheidt: Die Grenzen beim Geistigen Heilen werden mir von zwei Richtungen her gesetzt: von mir selbst und vom Patienten her.
Sie kennen doch das Wort, dass der Glaube Berge versetzt. Ohne Vertrauen auf die göttliche Hilfe wird mir keine Heilung gelingen (das gilt jedenfalls für mich), ebenso wenig ohne liebende Zuwendung zum Patienten, ohne ein mich Hineinversetzen in seine tiefsten Bedürfnisse oder ein Erspüren seiner inneren Not. Um dazu in der Lage zu sein, müssen Sie wohl selber menschliches Leid und menschliche Tiefen und Verirrungen kennengelernt und oft auch durchlitten haben.
Ich weiß, dass heute sehr viele Menschen andere heilen wollen, weil sie es attraktiv finden, weil es sich so gut anfühlt, weil es einem den Hauch von etwas Exklusivem verleihen soll. Aber aus dieser Motivation führt wohl kaum jemals der Weg in die Richtung Heilen. Der Weg, glaube ich, muss immer auch ein Stück erlitten werden, so ernüchternd das klingen mag. Jedenfalls lief es in meinem persönlichen Leben so und ebenso bei vielen Heilerinnen und Heilern, denen ich begegnet bin.
Daneben mag sein, dass Patienten sich durch ihre eigene innere Haltung vom Heilerfolg ausgrenzen. Wenn man als Patient nicht bereit ist sich fallen zu lassen, wenn man die Kontrolle durch seine Gedanken nicht loslassen kann und seine Zweifel ängstlich hütet, dann entsteht der Boden nicht, auf dem heilende Kräfte aus dem Bewusstsein wirksam werden könnten. Übrigens gibt es auch dafür physikalische Untersuchungen, die solche Zusammenhänge bestätigen. Und dennoch: auch hier sind oberstes Prinzip Glaube und gute Emotionen.
Dr. med. W. Bittscheidt: Gott — und die besten, von Liebe getragenen Kräfte meines Bewusstseins. Und da jede Liebe im Universum göttlichen Ursprungs ist, kann ich diese Frage mit einem einzigen Wort beantworten: Gott heilt.
Das ist meine Wahrheit. Wenn Sie einen chinesischen Chi Gong —Meister fragen, wird er Ihnen vielleicht etwas ganz anderes sagen. Wir können auch sagen: die höchste Energie des Universums heilt. Oder: das höchste Bewusstsein heilt. Dann müssten wir an dieser Stelle Gott definieren, oder das höchste Bewusstsein, das für unsere Wissenschaften (wie überhaupt das Wesen des Bewusstseins) ein absolut ungelöstes Rätsel ist.