Viele Führungskräfte nehmen für ihre Karriere körperliche und psychische Probleme in Kauf. Leserin M. V. Jung berichtet von zwei Beispielen.
Zwischen dem, wie die meisten Führungskräfte ihr Arbeitsleben erfahren, und dem, wie sie es sich wünschen, klafft häufig eine riesige Lücke. Sie verleugnen ihre persönlichen Bedürfnisse und verschwenden ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Und das obwohl sie ein Ziel verfolgen, für das sie sich in Wahrheit nicht begeistern können. Interesse haben sie nur an dem, was sie als Gegenleistung erhalten: eine angesehene Position, ein gutes Einkommen, die Zugehörigkeit zu höheren sozialen Schichten, das Gefühl, sich etwas leisten zu können.
Das kann aber kein dauerhafter Zustand sein. Mitarbeiter müssen den Inhalt ihrer Arbeit schätzen und sich damit identifizieren können. Sich für Äußerlichkeiten zu verkaufen führt früher oder später zum körperlichen oder seelischen Kollaps.
hat lange Jahre in internationalen Unternehmen gearbeitet: als Aufsichtsrätin, Vorstandsvorsitzende, Geschäftsführerin und Wirtschaftsanwältin. Heute ist sie Buchautorin.
Zwei Manager, denen es so ergangen ist, möchte ich kurz vorstellen. Der erste von ihnen ist Manuel*, 45 Jahre alt, Vorstand eines börsennotierten Unternehmens. Er möchte Vorstandsvorsitzender in einem anderen Unternehmen werden. In seiner derzeitigen Position fühlt er sich verkannt. Taubheitsgefühle in den Beinen und ständige Kopfschmerzen unterdrückt er mit Schmerztabletten und allabendlichem Alkoholkonsum. Seine Ehefrau und die beiden Kinder sieht er nur am Wochenende. Er reist ständig ins Ausland und verbringt viele Abende einsam in Hotelbars. Manuel sorgt sich, wie lange er seine körperlichen Symptome noch beherrschen kann, bevor es auffällt. Er will aber trotzdem an einer CEO-Position und an seinem Arbeitsverhalten festhalten.
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