Wie würden Sie in wenigen Worten die Essenz ihres Films beschreiben?
Denke um oder gehe unter!
Sie beschäftigen sich seit Jahren mit dem Phänomen 2012. Mittlerweile sind Sie
weltweit als Vortragsredner tätig und haben nun ihren ersten Film zu 2012
gedreht. Er steht diametral im Gegensatz zu dem filmischen Untergangsszenario
von Roland Emmerich. Im Grunde ist es die Vision, dass das Gute letztlich
siegen wird. Was bedeutet 2012 für Sie persönlich?
2012 sehe ich als eine Möglichkeit, unser Leben neu zu überdenken. Unsere
Zivilisation geht mit dem Planeten sehr destruktiv und lebensverneinend um, aus
diesem Grund müssen wir einen neuen Kurs einschlagen. Die Mayas haben in dem
Datum 2012 nicht das Ende der Welt gesehen. Vielmehr geht ein Zyklus zu Ende, der
vor 5125 Jahren begonnen hat. Wir sollten keine Angst haben, sondern sind dazu
aufgefordert, uns innerlich zu reinigen und zu erneuern.
Sie führen mit den spannendsten Persönlichkeiten unserer Zeit Interviews
über reale Möglichkeiten, Formen eines neuen Bewusstseins zu etablieren. Welche
Botschaft möchten Sie für Herz und Kopf transportieren?
Mir liegt es sehr am Herzen, den Menschen klarzumachen, dass sie nicht abhängig sind von einer äußeren Macht, um die notwendige Transformation stattfinden zu lassen. Unsere Kultur kann sich regenerieren, wenn wir bei uns selbst anfangen. Wir müssen alles daran setzen, um eine Welt zu schaffen, in der wir alle gerne leben wollen. In einem Satz kann man das auch so formulieren: Lasst euch auf den Wandel ein und macht euch dabei die Hände schmutzig!
In dem Film suchen Sie weltweit nach schon heute sichtbaren Spuren einer neuen Alchemie der Erde, wie Sie es bezeichnen. Wie können wir selbst dazu beitragen, dass die Erde sich unter unseren Füßen wandeln und heilen kann?
Jeder Mensch muss seinen eigenen Zugang finden. Manche fühlen sich berufen,
die Gärtnerei zu erlernen oder nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu
wirtschaften. Andere wiederum nutzen die Medien als Sprachrohr, um sich für die
Verbreitung dieses neuen Bewusstseins einzusetzen. Ob als Aktivist oder
System-Insider, es gibt viele pragmatische Möglichkeiten, unsere Welt zu
heilen.
Die Menschheit formt selbst ihr Schicksal,
das ist eine wichtige Botschaft zu 2012. Erwachen und Transformation sind für
Sie Zustände, die sich auf gewöhnliche wie außergewöhnliche Weise manifestieren
können. Wie kann die Botschaft Ihres Films nicht nur gehört, sondern auch
integriert werden?
Ich sehe mich als ein psychedelischer,
anarchischer Mystiker. Daher glaube ich, dass „Erwachen" letztlich einem Zustand
gleicht, den die Aborigines als Traumzeit oder die Hindus als Maya bezeichnen.
Wir erwachen, und realisieren, dass wir uns in einem Stück befinden, dass vom
Bewusstsein selbst inszeniert wurde. Dieses höhere Bewusstsein nimmt viele
Formen an, um seine eigenen unendlichen Möglichkeiten zu erforschen. Der Film
ist ein guter „Aufwecker" und kann ein Funke sein, um dieses Bewusstsein in sich
zu aktivieren. Ich war selbst überwältigt von den Auswirkungen des Films und hoffe,
dass noch viel mehr Menschen zum Erwachen inspiriert zu werden.
Sting ist eine der berühmten
Persönlichkeiten, die in dem Film von einer erstaunlich intimen Seite gezeigt
wird. Seine spirituelle Offenheit lässt ihn coram publico Statements geben wie
„Als Mensch bin ich noch nicht fertig". Wie kam es zu dieser besonderen
Begegnung?
Sting und ich sind Freunde geworden, als er mein erstes Buch „Rückkehr der
gefiederten Schlange" gelesen hatte. Ich schätze seine Offenheit, sich mit
Bereichen auseinanderzusetzen, die sich der Vernunft entziehen. Viele Künstler
haben spirituelle Erfahrungen gemacht, aber nur wenige treten hervor und outen
sich als spirituelle Wahrheitssucher.
Sie suchen in Ihren Film nach
Verbindungen zwischen der archaischen Weisheit indigener Kulturen und
wissenschaftlichen Methoden. Verstand oder Intuition — welchem Impuls sollen
wir eher folgen?
Schamanismus ist eine Wissenschaft des Heiligen, er stellt eine Reihe
hochentwickelter Techniken zu Verfügung, mit denen wir in visionäre Zustände
gelangen und daraus einen realen Nutzen ziehen können. Diese Praktiken können
wir ständig in unsere moderne Wissenschaftskultur integrieren. Von den
Schamanen erlangen wir die Fähigkeit wieder, unsere intuitive, visionäre und übersinnliche
Natur zu stärken. Wissenschaftler lehren uns hingegen, unsere Skepsis beizubehalten,
die uns hilft, selbst die esoterischten Ideen oder Erfahrungen kritisch und
neutral zu untersuchen. Wir können also die Synergie beider Kulturen nutzen, um
die Welt, in der wir leben, besser und heiler zu machen.
Als Zuschauer ist man fasziniert und zugleich verstört von den positiven wie
negativen Entwicklungen dieser Zeit, die in sich überlagernden visuellen
Eindrücken kunstvoll verbunden werden. Wie können wir in der Phase des
geistigen Umbruchs konstruktiv mit diesen ambivalenten Kräften umgehen?
Unsere Zeit ist wunderbar und aufregend. Es werden
uns unglaubliche Möglichkeiten angeboten, uns neu zu erfahren. Wir können uns
entscheiden, was wir jetzt erfahren und wissen wollen, wie wir jetzt sein, und
auf welche Art wir jetzt lieben können usw. Jedem von uns werden Gelegenheiten
geboten, dabei ganz unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Das große Potenzial
unserer Zeit ist, dass dieses sich bahnbrechende neue Bewusstsein zur Norm
werden kann.
Wir Menschen können von altem Autoritätsdenken und hierarchischen Strukturen zu
einem neuen holistischen, partizipatorischen Weltbild finden. Der Film möchte
zeigen, dass es Wege gibt, unsere Gesellschaft neu zu gestalten. 2012 steht für
den Anfang eines Prozesses, der unsere Welt vollkommen umgestalten wird.
© Scorpio