Buchempfehlung im rbb-kulturradio
Bewertung:
Eisenstein ist Mathematiker und Philosoph. Sein Buch deckt auf, was der Grund für unsere ökologischen, ökonomischen, politischen und moralischen Krisen ist: Die Vorstellung, wir sind getrennte Wesen, separiert von der Natur, von unseren Mitmenschen, ja von uns selbst. Er zeigt wie sich dieses illusionäre Selbstbild über Jahrtausende entwickeln konnte, wie es sich durch Sprache, Denken, Wirtschaft, Wissenschaft, Philosophie verfestigt und unsere Zivilisation bis heute prägt. Dadurch sind wir in eine Sackgasse geraten, die uns in den Abgrund führt.
Der Zusammenbruch scheint unausweichlich
Mit immer mehr Kontrolle und Technologie wollen wir uns vor dem Untergang schützen. Vergebens, meint Eisenstein. Nur wenn wir unser Selbstbild aufgeben, auf Kontrolle, Wettbewerb, Ausbeutung, Unterdrückung und Plünderung der natürlichen Ressourcen verzichten, können wir uns retten. Allerdings scheint ihm der Zusammenbruch unausweichlich.
Trotzdem ist Eisenstein Optimist
Aus der — schmerzhaften — Krise könnte ein neues Zeitalter hervorgehen, wenn wir uns wieder mit dem Ganzen verbinden und uns auf Liebe, Mitgefühl, Sinn und sogar Heiligkeit besinnen. Eisenstein ist kein Phantast oder New — Age — Guru, sondern plädiert dafür, unser wissenschaftliches und technisches Können für ein Miteinander einzusetzen. Die Werkzeuge, z.B. Öko — Technologien, Konsens - Management, kreative Bildungswege und alternative Produktionsfertigkeiten zeigt er am Ende seines Buches.
Michael Seyfert kulturradio I 14. März 2012